"Wird schon Alles werden! Halb so wild so eine Trisomie! Kriegen wir schon hin!"

Tatsächlich tun wir das. Und Jordi gibt uns um so Vieles mehr wieder, als dass man an Aufwand in ihn hineinsteckt. Aber der "coole Papa-Sprücheklopfer" hat dabei den kleinsten Kuchen Anteil bei der speziellen Förderung. Ich bin es nicht, der mit ihm jede Woche zur Logopädie geht, Physiotherapie macht, bin es nicht, der mit ihm im Sozialpädiatrischen Zentrum vorstellig wird, oder bei der kinderkardiolgischen Ambulanz. Ich sitze nicht da, wenn der medizinisch technische Dienst der Krankenkasse kommt, und muss ihn defizitär runterbrechen, damit er wenigstens kleinere Leistungen erhält. Ich bin es auch nicht, der seine Arbeitszeiten derart reduziert, um diese ganzen Termine zu ermöglichen und damit eine persönliche Altersarmut in Kauf nimmt. Ich übe die wenigen Babygebärden, die ich beherrsche, auch nur im Spiel und Spaß und nicht immer und immer wieder und wieder und wieder, damit Jordi es leichter hat ins Sprechen zu kommen. Und am Wenigsten bin ich es, der soziale Kontakte mit Gleichgesinnten sucht und Treffen arrangiert, damit man sich Austauschen kann und eine inklusive Oase schafft, bei der einmal nicht der Gendefekt als Alleinstellungsmerkmal im Raum steht.

Aber wenn ich ein Video von mir ins Netz stellen würde, bei dem ich mich, wie es eigentlich normal sein sollte, liebevoll empathisch mit meinem Sohn beschäftigen würde, kämen dann Kommentare wie: "Toller Papa! Tolles Team! Sind die süß miteinander!" Würden diese Kommentare auch dastehen, wenn dieselbe Situation mit der Mama ausgetauscht wäre? Oder wäre das dann normal?

Das Leben mit einem zu fördernden Kind ist nochmal eine Faktorerweiterung für All das, was 2023 noch schief läuft im Thema gleichberechtigte Elternschaft. Jedenfalls ist das bei uns so. Wie wäre es denn bei euch?




Kommentare

  1. "gleichberechtigte Elternschaft"

    In wie weit habt ihr denn verschieden Rechte in eurer Beziehung? Ich vermute doch Mal sehr stark, dass keiner von euch beiden den anderen mit Gewalt, und erst Recht nicht mit von der Gesellschaft tolerierten Gewalt, zu dieser Aufteilung gezwungen hat.

    Wenn verschiedene Menschen mit verschiedenen Interessen und verschiedenen Ausgangslagen frei und gleichberechtigt ihre Entscheidung treffen, dann führt das nun einmal sehr wahrscheinlich zu verschiedenen Zielzuständen.

    Du musst jetzt nicht eure ökonomische Situation offenlegen, aber ich vermute Mal, dass ihr hier auch eine rationale Kosten-Nutzen-Abwägung durchgeführt habt und ihr wahrlich zu dem Schluss gekommen seid, dass eine Reduzierung deiner Arbeitszeit zu größeren Einkommenseinbußen führt, als eben umgekehrt.

    Sollte dass nicht so sein, dann würde mich eure Entscheidung wirklich wundern.

    Lass dich da nicht von den Feministen an der Nase rumführen.

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  2. In einer Gesellschaft, in der man als Mann noch meistens mehr honoriert wird als eine Frau, ist das auch meistens die realistischere Kosten-Nutzen-Abwägung wer dann reduziert.

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  3. Welches Gesetz verbietet Frauen Ausbildungen zu ergreifen, die ein hohes Einkommen versprechen? Welches Gesetz verbietet es Frauen, einen Mann mit geringeren Einkommen zu heiraten?

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  4. Hast Du Dich schon mal nach einer Elternzeit karrieretechnisch außen vor gefühlt, oder wenn Dein Kind schon wieder Magen-Darm hat und es bei Deinem Partner ebenso mal wieder"gerade so gar nicht passt"?

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  5. Natürlich ziehen andere an einem vorbei, wenn man nicht arbeitet. Als ich ein halbes Jahr in Elternzeit war, hatte kennst anderes den Posten als Architekt bekommen. Das hat mich gewurmt, aber es war nun einmal das Resultat meiner Entscheidung und unabhängig von meinem Geschlecht.

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  6. Um es also noch einmal auf den Punkt zu bringen:

    Lasst euch nicht von irgendwelchen politischen Ideologen oder religiösen Führern ein schlechtes Gewissen machen!
    Ihr trefft die Entscheidungen, die für euch funktionieren, egal ob das Ergebnis den oben genannten nun gefällt oder nicht.

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