„Immer wieder lese ich hier von stolzen Eltern, die berichten,
dass ihr Kind entwicklungstechnisch nur 3, 4, 5 Monate hinter einem
neurotypischen Kind gleichen Alters liegt. Es geht aber nicht nur um Stolz.
Nicht bei Eltern von Kindern mit Behinderung. Es ist viel mehr die
Erleichterung, die hier als Stolz getarnt uns Eltern über die Schulter schaut
und flüstert: „Juhu, vielleicht ist es doch nicht so schlimm.“ Ein Satz, der
uns, würde ihn jemand anderes sagen, auf die Palme bringen würde. Weil, mein
Kind ist nicht schlimm und das Downsyndrom ist auch schlimm. Autsch. Erwischt.
Zu uns hat noch nie jemand gesagt, wie weit Mito in seiner
Entwicklung ist. Kein Arzt, keine Therapeutin, kein Spezialist. Und ich kann
nur von mir sprechen: ich bin froh darüber. Ich werde auch nicht fragen. Ich
will Mito nicht vergleichen. Nicht noch bewusster und auch noch offiziell
legitimiert vergleichen, als es einem eh hin und wieder passiert, weil wir
einfach so fu**ing drauf geprägt sind, alles und jeden zu vergleichen. Ich will
ihn nicht in dieser ganzen Bewertungsmaschinerie, die noch früh genug
unausweichlich wird, aus den Augen verlieren. Ich will ihn nicht so nah wie
möglich an einen von wem auch immer definierten Normalzustand erhoffen.
Ich will Mito nicht verändern. Er darf sein wie er ist! Er
ist gut so wie er ist! Auch wenn er anders ist. Denn, Leute! Ich kämpfe hier
für Inklusion. Der erste Mensch bei dem ich anfange, bin ICH SELBST. Erst wenn
ich selbst dieses heimliche Hoffen abgelegt habe, dann bin ich für mein Kind
Inklusion. Und glaubt mir, es passiert mir noch häufiger als mir lieb ist. Denn
Inklusion ist nicht, dass behinderte Menschen so wenig wie möglich auffallen
oder sich dem System bestmöglich anpassen können. Inklusion ist, dass jeder Mensch
mit Behinderung in all seinen Facetten SEIN DARF, WIE ER IST.“
Instagram-Blog einer Mama eines knapp zweijährigen Sohnes mit Down-Syndrom vom Mai 2022
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